Ein Blick auf den Versicherungsmarkt

Inhaltsübersicht


Der deutsche KFZ-Versicherungsmarkt ist seit vielen Jahren von einem intensiven Wettbewerbsdruck geprägt. Autoversicherungen gelten in der Versicherungswirtschaft als Akquisitionshebel: Wo ein KFZ-Versicherungsvertrag abgeschlossen wird, kommt es häufig zu weiteren Abschlüssen und damit Umsätzen. Aus diesem Grund waren die Versicherer bereit, sich auf einen Preiskampf einzulassen. Ein weiterer Umstand hat den Preisdruck verstärkt: Die Wechselbereitschaft der Deutschen ist bei der KFZ-Versicherung deutlich größer als bei anderen Finanz- und Versicherungsprodukten.

Beitragseinnahmen steigen erstmals seit 2004

Vom Jahr 2005 bis zum Jahr 2010 waren die Beitragseinnahmen der im GDV vertretenen KFZ-Versicherungsunternehmen jedes Jahr rückläufig. Im Jahr 2011 vermeldete die Branche erstmals wieder einen Zuwachs. Die Beitragseinnahmen stiegen um 3,5% gegenüber 2010 auf insgesamt 20,9 Mrd. Euro. Die Preisentwicklung scheint damit die Talsohle erreicht zu haben. Im Umfeld der Branche wird dies maßgeblich auf die Pleite des Versicherers Inea im Jahr 2010 zurückgeführt. Es war die erste Insolvenz eines auf dem deutschen KFZ-Versicherungsmarkt tätigen Versicherers überhaupt. Für die kommenden Jahre werden moderate Preiserhöhungen erwartet – jedenfalls im Gesamttrend. In den letzten Jahren war der Versicherungsmarkt zunehmend von dem Versuch der Anbieter geprägt, die Vergleichbarkeit ihrer Produkte mit denen der Konkurrenz zu erschweren. Mit 12,5 Mrd. Euro entfiel der mit Abstand größte Teil der Beitragseinnahmen auf die KFZ-Haftpflichtversicherung, die in Deutschland anders als die Kaskoversicherung gesetzlich vorgeschrieben ist. Der zweitgrößte Teil der Beitragseinnahmen entfiel auf die Vollkaskoversicherung, für die Deutschlands Autohalter 6,8 Mrd. Euro ausgaben. Die Prämien in der Teilkaskoversicherung summierten sich auf 1,4 Mrd. Euro. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr fiel in der KFZ-Haftpflicht und der Vollkaskoversicherung stärker aus als in der Teilkaskoversicherung. Dies wird zum Teil auf den Trend zu Vollkaskoversicherungen zurückgeführt. Im Bericht des GDV liest sich dies so: „In der Kraftfahrtversicherung hat sich auf der Beitragseinnahmenseite die Trendwende vollzogen. Die unterjährigen Zahlen lassen darauf schließen, dass die Durchschnittsbeiträge im Geschäftsjahr 2011 um ca. 1-2 Prozent zunehmen dürften. In Kombination mit einem wachsenden Bestand wird das Beitragseinnahmevolumen in der Kraftfahrtversicherung aller Voraussicht nach um 3,5% auf rund 20,9 Mrd. Euro ansteigen.“ Aufgrund des Kostendrucks arbeiten viele Versicherer defizitär. Der GDV kommentiert dies: „Allerdings reicht die aktuelle Entwicklung der Beitragseinnahmen bei weitem nicht aus, um auch nur annähernd in die versicherungstechnische Gewinnzone zu gelangen. Der Ausblick auf die Schadenseite ist nämlich nach wie vor besorgniserregend“. Die Schadenquote (das Verhältnis von Beitragseinnahmen zu Ausgaben für Versicherungsfälle des Versicherers) in der KFZ-Haftpflichtversicherung belief sich nach Angaben des GDV im Jahr 2010 auf 103,7 Prozent. Das bedeutet, dass die im GDV organisierten Versicherungsunternehmen 103,70 Euro pro 100 Euro eingenommene Beiträge für die Regulierung von Schäden ausgeben müssen. Um profitabel operieren zu können ist eine Schadenquote deutlich unter 100 Prozent erforderlich, da jede Versicherer zusätzlich seine gesamten Betriebskosten (Personal. Repräsentanzen. Marketing, Vertrieb etc.) decken muss. Im Zeitraum von 1999 bis 2008 lag die Schadenquote der Versicherungswirtschaft (alle Sparten) bei 65 bis 76 Prozent.  In der Vollkaskoversicherung lag die Schadenquote im Jahr 2010 bei 99,5 Prozent. In der gemessen am Beitragsvolumen deutlich weniger gewichtigeren Teilkaskoversicherung erreichte sie laut GDV 71,7 Prozent.

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Wovon hängt die Schadenquote ab?

Ein Blick auf Schadenquote der letzten drei Jahrzehnte offenbart  unterschiedliche und teils widersprüchliche Trends. In allen drei Sparten fand ein wechselhafter Verlauf statt. Die Schadenquote in der Vollkaskoversicherung lag 2010 höher als in den Jahren 2000, 1990 und 1980. In der KFZ-Haftpflichtversicherung lag die Schadenquote 2010 unter dem Niveau der Jahrtausendwende, aber über dem Level der Jahre 1990 und 1980. Es gibt mehrere Einflussfaktoren für die Schadenquote. Die wichtigste ist das Wetter: Lange Perioden mit Frost und Glatteis führen zu zahlreichen Unfällen und Schäden durch Streugut.  Auch zur Konjunktur besteht ein Zusammenhang. Bei guter Wirtschaftslage erhöht sich das Verkehrsaufkommen auf den Straßen und damit die Anzahl der Schäden. Umgekehrt führt eine deutliche Zunahme der Arbeitslosigkeit offenbar auch zu einer erhöhten Zahl an Betrugsfällen.

Was kosten Autounfälle die Versicherung?

Jeder Autounfall kostet – und der GDV rechnet genau aus, wie viel. Im Jahr 2010 kostete ein Autounfall in der KFZ-Haftpflicht im Durchschnitt 3418 Euro. Das war in etwa so viel wie im Jahr 2000, als durchschnittlich 3439 Euro anfielen. 1990 belief sich die durchschnittliche Belastung auf 2333 Euro. Auch in der Vollkaskoversicherung lässt sich kein linearer Aufwärtstrend bei den Kosten pro Unfall erkennen, wie es angesichts der heute im Vergleich zu früher deutlich höherwertigen Fahrzeuge angenommen werden könnte. Im Jahr 2010 mussten KFZ-Vollkaskoversicherungen im Durchschnitt 1444 Euro ausgeben. Zur Jahrtausendwende lag dieser Betrag mit 1548 Euro noch rund sieben Prozent höher. 1990 beliefen sich die durchschnittlichen Kosten auf 1214 Euro. Auch in der Teilkaskoversicherung war in den letzten 20 Jahren zunächst ein Anstieg und dann ein Rückgang bei den Kosten pro Unfall zu beobachten. 2010 mussten die Versicherer im Durchschnitt 660 Euro pro Unfall zahlen. 2000 waren es 728 Euro, 1990 454 Euro.

Der deutsche Automarkt ist gesättigt

Das für Versicherungsunternehmen  insgesamt schwierige Marktumfeld resultiert nicht zuletzt aus dem gesättigten deutschen Automarkt. Im Jahr 2011 waren insgesamt 50,9 Millionen KFZ zugelassen, darunter 42,3 Millionen PKW. Die Wachstumsraten des deutschen Automarktes sind seit Jahrzehnten rückläufig. Der GDV hat die jahresdurchschnittlichen Veränderungsraten des KFZ-Bestands seit 1950 in seinem Branchenlagebericht zusammengefasst. Von 1950 bis 1960 wuchs die Zahl der in Deutschland zugelassenen PKW jährlich um 23,6 Prozent. Von 1960 bis 1970 wuchs die Zahl nur noch um 12 Prozent im Jahr – das Wirtschaftswunder war vorüber. Von 1970 bis 1980 erreichte die durchschnittliche jährliche Zunahme nur noch 5,2 Prozent. Von 1980 bis 1990 war sie mit 2,8 Prozent noch niedriger. Nach der Wiedervereinigung kam es zu vermehrten Autokäufen, die die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate im Zeitraum 1990 bis 2000 auf 3,4 Prozent ansteigen ließen. In der ersten Dekade des neuen Jahrtausends erreichte das Wachstum nur noch 1,0 Prozent.