Niedriger Bekanntheitsgrad aber hohe Akzeptanz: Pay-as-you-drive in Deutschland

Pay-As-You-Drive
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Das Pay-as-you-drive-System in der Kfz-Versicherung gibt es seit einer Weile auch in Deutschland. Einige Versicherer bieten das neue System bereits an, nachdem die Höhe der Beiträge für die Autoversicherung über die Art des Fahrens und der Fahrleistungen bestimmt werden. Im Rahmen der aktuellen Studie „Das vernetzte Auto“ hat das Marktforschungs- und Beratungsinstitut YouGov auf der einen Seite einen niedrigen Bekanntheitsgrad feststellen müssen, aber auch eine hohe Akzeptanz des PAYD-Systems.

Das Zahle- wie du Fährst-System

Beim Pay-as-you-drive geht es in erster Linie darum, die Fahrleistungen und den Fahrstil eines Autofahrers zu beurteilen und zu bewerten. In Folge dieser Bewertung kann die persönliche Einstufung des Fahrers bzw. der Fahrerin in der Kfz-Versicherung erfolgen. Beim Zahle- wie du Fährst-System kommt es u.a. auf die Risikobereitschaft beim Fahren an, ob zu langsam oder zu schnell gefahren wird und wie oft gefahren wird. Je sicherer der Fahrstil des Fahrzeughalters bzw. der mitversicherten weiteren Fahrer des Fahrzeugs ist, desto günstiger kann einen die Autoversicherung kommen. So der Ansatzpunkt des PAYD-Systems.

Bekanntheitsgrad von PAYD noch gering

Noch aber ist der Bekanntheitsgrad des Pay-as-you-drive-Systems gering. Zwar stieg der Prozentanteil im Vergleich zur Studie des vergangenen Jahres leicht an, dennoch gaben 78 Prozent der Befragten an, bisher noch nichts vom Zahle- wie du fährst-System, PAYD, gehört zu haben. Hierdurch zeigt sich der Nachbesserungsbedarf bei den Versicherern auf, die Bekanntheit dieses Systems zu erhöhen. Beispielsweise durch verstärktes Marketing oder durch eine direkte Ansprache der bereits im eigenen Haus versicherten Kunden.

Hohe Akzeptanz von PAYD

Dafür können sich hierzulande 34 Prozent und damit mehr als jeder dritte Kfz-Versicherungsnehmer vorstellen, ihre bisherige Autoversicherung auf eine PAYD-Kfz-Versicherung umzustellen. Diese Bereitschaft ist als hoch zu betrachten, dies könnte zu einem Umbruch der Versicherungslandschaft in Deutschland führen im Bereich der Kfz-Versicherungen. Ob dann ein tatsächlicher Wechsel durchgeführt würde angesichts der hohen Bereitschaft, kann nicht gesagt werden. Befragungen solcher Art sind rein theoretischer Natur und können nur ein Abbild der Wirklichkeit zeigen, nicht die Wirklichkeit selbst.

Wechselbereitschaft bei Ersparnis in der Kfz-Versicherung

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Der wichtigste Grund, in eine Kfz-Versicherung mit Pay-as-you-drive-System zu wechseln, ist das Geld. Dies war nicht anders zu erwarten, aber erstaunlich ist: Die Wechselbereitschaft ist schon ab einer Ersparnis von 100 Euro oder weniger sehr hoch. Zwei Drittel der von YouGov Befragten würden in diesem Fall in das neue System wechseln. Hier zieht das Geld und überdeckt dabei das genauso wichtige Thema beim PAYD, die Sicherheit der Daten. Die hohe Wechselbereitschaft selbst bei einer niedrigen Beitragssenkung spricht für sich. Die Bundesbürger sind bei der Kfz-Versicherung knauserig und sparen bei der Pflichtversicherung so gut wie es geht. Der Einbau des Telematiksystems in das eigene Fahrzeug und die somit preisgegebenen Daten spielen hingegen bei vielen eine untergeordnete Rolle.

Zahlreiche Kritiker der Freigabe von Daten

Neben der hohen Bereitschaft zum Wechsel der Kfz-Versicherung in das Pay-as-you-drive-System aufgrund einer möglichen Ersparnis gibt es sie aber dennoch, die Kritiker an der Freigabe und Verwendung von Daten. YouGov schreibt zum Ergebnis der Studie in dieser wichtigen Frage: „Hinsichtlich der Freigabe von Daten zur Berechnung für ´Pay-as-you-drive` wären grundsätzlich zwei Drittel der Gesamtbefragten bereit, diese den Versicherern zur Verfügung zu stellen. Geht es um die Freigabe von bestimmten Messdaten einzelner Fahrleistungen zur individuellen Beitragsberechnung, so findet sich der größte Anteil an Kritikern, wie schon im Vorjahr, bei Daten zu konkret gefahrenen Strecken und Routen, gefolgt vom Überfahren wichtiger Verkehrszeichen oder roter Ampeln.“

Der Knackpunkt nach wie vor: Der Datenschutz

Die Autofahrer in Deutschland, die das PAYD kennen, sind sich zumindest zum Teil bewusst, dass mit ihren im Rahmen des PAYD-Systems erfassten Daten auch Bewegungsprofile erstellt werden können. Dieser Punkt ist nicht unerheblich, ist die Sammelwut hierzulande längst gestiegen, wenn es um Bewegungsdaten in Verbindung mit persönlichen Daten geht. Die Studie „Das vernetzte Auto“ zeigt, dass die Bekanntheit von Pay-as-you-drive noch gering ist, die Akzeptanz dafür hoch. Zugleich gibt es die verständlichen Bedenken im Bereich des Datenschutzes, trotz der hohen Wechselbereitschaft selbst bei einer geringen Ersparnis.

Pay-as-you-drive als Alternative zur herkömmlichen Kfz-Versicherung?

Doch ist das Zahle- wie du Fährst-System eine gute Alternative zur herkömmlichen Berechnung der Beiträge für die Autoversicherung? Oder könnte das vermehrte Anbieten und Nutzen solcher Versicherungen nicht im Umkehrschluss zu einem Anstieg der Versicherungsbeiträge in der Kfz-Versicherung führen? Letzteres ist zu befürchten, wenn sich mehr risikobereite oder schlechte Autofahrer im PAYD versichern denn risikobewusste Autofahrer. Die Risikofahrer, egal ob Raser oder verunsicherte Autofahrer, die den Straßenverkehr behindern, könnten die Versicherungsbeiträge nach oben treiben. Ein Wechsel in das Pay-as-you-drive-System würde dann kaum bis keine Ersparnis mehr bringen, vor allem nicht für den durchschnittlichen Autofahrer. Für die diesjährige Studie „Das vernetzte Auto“ wurden vom Kölner Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov insgesamt 1.000 Kfz-Versicherungsnehmer befragt, die Befragungen fanden im Zeitraum vom 13. Juni bis 18. Juni dieses Jahres statt.