Die Hannover Rück, einer der großen Rückversicherer hierzulande, geht davon aus, dass die Versicherungsbeiträge im kommenden Jahr um rund drei Prozent steigen werden.
Neue technische Hilfsmittel in den neuen Fahrzeugen könnten zukünftig aber spürbare Erleichterungen bei den Kosten für den Versicherten bringen.
Für die kommenden Prämienerhöhungen nennt der Rückversicherer drei Ursachen:
Überdurchschnittlich hoher Anstieg bei Unwetterschäden an Fahrzeugen im Jahr 2016.
Verteuerung des durchschnittlichen Schadens um rund fünf Prozent gegenüber 2016. Dies resultiere vor allem aus den steigenden Kosten für die komplexere Elektronik in den Fahrzeugen.
Keine Verzinsung mehr auf eigene Kapitalanlagen der Versicherer.
Assistenzsysteme könnten Prämien mindern
Von den Telematiktarifen sei keine allzuhohe Senkung der Schadenssummen selbst zu erwarten. Mögliche Einsparungen durch ein Absenken der Unfallhäufigkeit könnten dagegen Assistenzsysteme oder automatisiertes Fahren bringen, so Andreas Kelb, Manager der Hannover-Rück bei einem Branchentreffen in Baden-Baden am 24.10.2016.
Die beiden letztgenannten Faktoren könnten dafür sorgen, dass es zu einem signifikanten Beitragsnachlass in den nächsten zehn Jahren kommen könnte.
Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat bietet auf seiner Homepage eine detaillierte Übersicht zur Entwicklung spezifischer Unfallarten im Jahr 2016 gegenüber 2015 (1).
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Kostenentwicklung in der KFZ-Versicherung
Ein entscheidendes Kriterium für die Beitragsermittlung in der KFZ-Versicherung ist die Schaden-Kostenquote. Trotz eines Anstiegs bei den Regulierungen konnte diese langsam von den Versicherern gesenkt werden.
Beiträge, Leistungen und Schaden-Kosten-Quoten in der Kfz-Versicherung
Inländisches Direktgeschäft der GDV-Mitgliedsunternehmen
Jahr
Beiträge (a)
Leistungen (b)
Schaden-Kosten-Quote (c)
Anzahl Versicherungen
In Mio. EUR
Veränderung ggü. Vorjahr
In Mio. EUR
Veränderung ggü. Vorjahr
2015
94
25.227
3,50%
21.885
5,90%
97,90%
2014
96
24.380
4,80%
20.656
-5,10%
96,70%
2013
96
23.260
5,80%
21.770
7,70%
104,40%
2012
97
21.989
5,30%
20.222
-1,10%
102,60%
2011
99
20.887
3,60%
20.444
1,90%
107,40%
2010
100
20.158
0,50%
20.060
3,30%
107,40%
2009
104
20.057
-1,50%
19.420
-0,70%
103,30%
(a): Gebuchte Bruttobeiträge; ohne Versicherungsteuer
(b): Bruttoaufwendungen für Versicherungsfälle des Geschäftsjahres
(c): Combined Ratio: Schaden-Kosten-Quote nach Abwicklung; in Relation zu den verdienten Bruttobeiträgen
Quelle: GDV (1)
So kommen die Prämien zustande
Natürlich kalkuliert jedes Versicherungsunternehmen seine Prämien für sich selbst. Grundlage der Kalkulation sind aber die Typklasse des Fahrzeugs, sowie der Regionalbezirk, in dem das Fahrzeug zugelassen ist.
Der Gutachterausschuss der deutschen Versicherungswirtschaft analysiert einmal jährlich für jeden Fahrzeugtyp in jeder Regionalklasse die Unfallhäufigkeit. Entsprechend der Auswertung werden dann die einzelnen Fahrzeugtypen in der Typklasse herauf- oder heruntergestuft oder bleiben in der gleichen Typklasse.
Gleiches gilt auch für die jeweilige Regionalklasse. Richtig Pech haben beispielsweise Halter eines Audi Q7 im Zulassungsbezirk Offenbach Stadt. Offenbach hält seit vielen Jahren in Hessen die Spitzenposition als Stadt mit den meisten Unfällen und ist damit auch der höchsten Regionalklasse zugeordnet. Dazu kommt, dass große SUVs in 2017 fast durchgängig in der Typklasse heraufgestuft werden.
Prämienveränderungen auch bei laufenden Verträgen
Viele Verbraucherportale berücksichtigen bei der Analyse der Beitragsentwicklung nur die Prämien bei Neuanmeldungen. Die Hannover Rück legt bei ihrer Einschätzung aber auch die Prämien für laufende, nicht gekündigte Verträge zugrunde, welche wohl ebenfalls einen Anstieg verzeichnen werden.
Der Herbst ist im Bereich Autoversicherung die „heißeste“ Jahreszeit. Während die Versicherer die Mitteilungen über Beitragsanpassungen für die Bestandsverträge so lange wie möglich mit dem Versand zurückhalten, buhlen sie auf der anderen Seite aggressiv um neue Kunden. Die KFZ-Haftpflicht gilt in der Branche als der Türöffner für weitere Geschäftsabschlüsse.
Für Versicherungsnehmer ist es allemal ein guter Zeitpunkt, die eigene Autoversicherung im direkten Online-Vergleich auf den Prüfstand zu stellen. Dreistellige Einsparungen sind durchaus möglich.