Viele Autofahrer informieren sich im vorletzten Monat des Jahres zu Kfz-Versicherungstarifen, da die meisten Kfz-Versicherungen bis zum 30.11. gekündigt werden können.
Durch jährlich neue Typ- und Regionalklassen verändern sich Einstufungen von Fahrzeugen, sodass diese teurer, aber auch billiger im Unterhalt werden können. Es lohnt sich also, jedes Jahr im November seine Kfz-Versicherung zu kontrollieren und zu vergleichen. Mehrere hundert Euro Sparpotential und bessere Leistungen sind dafür Grund genug.
November ist Wechselzeit – so finden Sie Ihren optimalen Tarif
Die große Anzahl an Ergebnissen beim Online-Vergleich kann aber auch verwirren: Lohnt sich der Wechsel zu einem Direktversicherer tatsächlich? Hat das Unternehmen gute Bewertungen von seinen Kunden bekommen? Sind die Leistungen identisch, besser oder schlechter als beim aktuellen Versicherer? Wer nur auf die Endsumme schaut, ist oft ein Kandidat für einen Reinfall. Ein sehr günstiger Preis bedeutet oft weniger oder eingeschränkte Leistungen. Schauen Sie daher genau, welche Leistungen hinter dem Preis stecken. Besonders Direktversicherer können gute Konditionen zu einem fairen Preis bieten, da Kosten für den lokalen Vertrieb durch Büros, Agenturen und Personal entfallen. Wie kommen aber die Tarife der Kfz-Versicherungen überhaupt zustande?
Die Black Box der Kfz-Versicherungstarife
Kein Versicherer redet gerne über sein Tarifierungsmodell. Die Kfz-Versicherung gehört zu den Versicherungen, die für Gesellschaften in der Regel wenig schwarze Zahlen abwerfen. Treten durch Naturgewalten wie Hagel und Hochwasser im Jahr 2013 besonders viele Schäden auf, zahlen die Versicherer sogar drauf. Dennoch mischen viele Gesellschaften jedes Jahr aufs Neue in der Kfz-Branche mit, wie Versicherungs-Expertin Marion Detzer vom Direktversicherer AllSecur weiß: „Im Prinzip geht es um die richtige Neukundengewinnung durch möglichst exakte Berechnungen und den Vergleich mit Vorjahren. Der Konkurrenzdruck ist sehr groß, aber jeder braucht eine Kfz-Versicherung. Daher erhalten viele Anbieter den Wettbewerb aufrecht, denn zufriedene Kfz-Kunden schließen oft auch andere Versicherungen ab. Es ergibt sich ein individueller Preis für jeden Kunden gemäß seinem individuellen Risiko. Somit lohnt sich ein genauer Vergleich, da je nach Profil die eine oder andere Versicherung günstiger sein kann.“
Die Kriterien für die Höhe des Versicherungsbeitrags sind zunächst recht einleuchtend: Anhand der Fahrzeugangaben und den Personendaten nimmt die Versicherung eine erste Einstufung vor. Beim Fahrzeug sind Typklasse, Regionalklasse und die PS-Zahl wichtige Faktoren. Für die weitere Eingruppierung sind das Alter des Versicherungsnehmers sowie das der weiteren fahrberechtigten Personen entscheidend. Während Menschen beim Alter exakt zu bestimmen sind, können sich Typ- und Regionalklassen jährlich ändern. Die Typklasse bezieht sich rückblickend auf die Anzahl der in Unfälle verwickelten Automodelle sowie Schadenverlauf und Reparaturaufwand. Mehr Schäden bedeuten gleichzeitig auch eine Höherstufung.
Die Regionalklasse erstreckt sich dagegen auf den Ort des Schadens. Wo viele und schwere Unfälle passieren, ist auch die Regionalklasse eines Fahrzeugs höher. Ab dem 1. Januar 2015 gibt es bei Wohnsitzwechseln eine Neuerung: Der Kfz-Besitzer kann sein Kennzeichen mitnehmen. Bisher war immer der Gang zur Zulassungsstelle nötig, um ein Kennzeichen für den neuen Zulassungsbezirk zu erhalten. Das alles entfällt nun. Auf die Versicherungsbeiträge hat die neue Kennzeichen-Regelung allerdings keinen Einfluss. Die Versicherungen orientieren sich inzwischen zum größten Teil an den Postleitzahlen der Kunden, um die Regionalklasse zu ermitteln.
Für den Tarif sind auch die Daten rund um Fahrzeughalter und Fahrer entscheidend. Abgefragt werden Alter und Ausstellungsdatum des Führerscheins, denn diese Angaben lassen auf die Erfahrung im Straßenverkehr schließen. Führerschein-Neulinge müssen daher höhere Tarife bezahlen, da sie rein statistisch auch mehr Unfälle verursachen. Die zugelassenen Fahrer spielen ebenfalls eine Rolle, wobei immer der Jüngste ausschlaggebend für die Berechnung ist. Auch die Berufsgruppe ist ein Faktor, der in die Berechnung miteingeht. Anhand von Statistiken kann die Versicherung erkennen, welche Berufsgruppen häufiger in Unfälle verwickelt sind, was sich wiederum auf den Tarif auswirkt.
Die richtige Versicherung finden
Ein günstiger Preis macht sich in der Geldbörse zwar bemerkbar, ist aber kein Garant für eine gute Versicherung. Als Kunde sollte man sich im November beim Vergleich genau anschauen, welche Leistungen ein Paket bietet. Letztendlich ist das entscheidend, wenn es zu einem Schaden kommt und die Leistung fällig wird. Ein Preisvorteil bei der Kfz-Versicherung wiegt eine entfallene Leistung in der Regel niemals auf.
Das Alter des Versicherungsnehmers kann bei der Tarifgestaltung mancher Versicherungen ebenfalls ein Anhaltspunkt sein, erklärt AllSecur-Expertin Marion Detzer: „Wir lehnen generell keinen Kunden ab. Tendenziell erhalten aber Menschen zwischen 35 und 55 bei uns besonders günstige Tarife. In unserem Komfort-Tarif ist ein Rabattschutz wählbar, sodass bei einem Schaden pro Jahr keine Höherstufung in der Schadensfreiheitsklasse erfolgt.“
Die Leistungserweiterung mit einer Kaufpreisentschädigung ist ebenfalls einen Gedanken wert: Hat man mit einem Neu- oder Gebrauchtwagen einen Totalschaden, wird normalerweise nur der Zeitwert ersetzt. Eine Kaufpreisentschädigung, wie sie die AllSecur und andere Gesellschaften bieten, garantiert aber 6 bis 12 Monate lang die Erstattung des Kaufpreises in voller Höhe. Da ein Auto unmittelbar nach dem Kauf schon an Wert verliert, ist diese Tarifoption sinnvoll.
Neben der Möglichkeit der Online-Schadensmeldung ist die ständige telefonische Erreichbarkeit des Versicherers ein entscheidendes Kriterium. Der persönliche Kontakt am Telefon darf bei einem Unfall nicht unterschätzt werden, denn die Versicherung ist neben der Polizei einer der ersten Ansprechpartner, der kompetent hilft und die Aufregung abbaut. Eine persönliche Beratung zu Tarifen und Optionen können Direktversicherer dagegen nicht leisten. Die Tarifkonditionen sind online optimal vergleichbar und bei einem relativ einfachen Produkt wie der Kfz-Versicherung auch ohne persönlichen Ansprechpartner gut auszuwerten. Für diese Eigenleistung erhält der Kunde ein günstigeres Angebot als bei Versicherungen mit einem großen Vertriebs- und Geschäftsstellennetz.
Wenn also im November die neuen Preise für 2015 im Online-Vergleich aufgerufen werden, kann sich jeder Wechselwillige entscheiden: Günstige Basistarife oder leistungsstärkere Komforttarife stehen bei nahezu jeder Versicherung zur Auswahl. Die Kardinalfrage beim Versicherungswechsel sollte aber unabhängig vom Preis immer lauten: Bekomme ich im Schadensfall schnell und kulant die mir zustehenden Leistungen? Einen guten Überblick zu Kfz-Versicherungen geben Magazine wie Stiftung Warentest, Focus Money oder das Online Bewertungstool eKomi.
Wichtige Faktoren für die Tarifierung
Bedeutung
Einfluss auf den Tarif
Typklasse
Fahrzeugmodell: Schadenshäufigkeit und Schadensschwere in den vergangenen Jahren
Hoch
Regionalklasse/Wohnort
Zulassungsregion: Häufigkeit und Schwere von Unfällen
Hoch
Leistung in PS/kW
Je höher, desto teurer
Hoch
Fahrleistung in km
Je mehr, desto teurer
Mittel
Finanzierungsart
Bei Leasingfahrzeugen sind bestimmte Leistungen nicht verfügbar
Gering
Alter des Halters
Je älter, desto günstiger
Mittel
Weitere Fahrer
Mehr Fahrer sind teurer, ausschlaggebend ist der Jüngste
Hoch
Dauer des Führerscheinbesitz
Je länger im Besitz des Führerscheins, desto günstiger
Mittel
Berufsgruppe
Berufsgruppen mit hoher Fahrzeugnutzung sind teurer
Gering
SF-Klasse und Schäden in der Vergangenheit
Je mehr unfallfreie Jahre, desto günstiger
Hoch
Abbildung 1: Wichtige Faktoren für die Tarifberechnung
Sie wollen ihre derzeitige Kfz-Versicherung kündigen, dann finden Sie hier das richtige Formular dafür.